André Dekker (mit Kittel in seinem Zeichenstudio) im Gespräch mit Oberbürgermeistern Henriette Reker.  Foto:ArchivKomplex/go

Viele Interessierte im Kunstraum des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums. Foto:ArchivKomplex/go

Künstler wagen den Neuanfang

Observatorium stellt sein mobiles Zeichenstudio vor und lädt zur Beteiligung ein 

„Wir nennen uns Observatorium, das heißt, wir schaffen Orte zum Observieren, Orte zum Wahrnehmen“, sagte André Dekker in der Aula des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (FWG). Hier, direkt neben dem Ort, wo 2009 das Historische Archiv der Stadt Köln einstürzte, starteten die Künstler von Observatorium ihre Intervention. Acht Monate lang werden die Rotterdamer vor Ort sein, und sie laden damit Anwohner und Interessierte ein, sich zu beteiligen. „Wir schaffen ein Archiv der Zwischenzeit“, sagte Dekker, „wir konzentrieren uns auf das Heutige, auf die Öde und Leere am Ort.“ Im Kunstraum des FWG ist das mobile Zeichenstudio von Observatorium erstmals zu sehen, das in den kommenden Monaten an mehreren Stellen rund um den Einsturzort aufgebaut wird, auch in privaten Wohnungen. Die Künstler wollen zeichnen, aufschreiben, Eindrücke und Anregungen sammeln, Beobachtungen und Bemerkungen in einem Logbuch notieren. Im Mai und Juni 2025 wird Observatorium auf dem Waidmarkt in einen Klausur-Pavillon einladen, in der alle Interessierten Gedanken formulieren können über das Geschehene und über das künftige Mögliche. (Mehr dazu unter diesem Link)

„Kunst und Kultur sind eine treibende Kraft“, sagte Kay von Keitz, „es werden neue Bilder entstehen, eine neue Betrachtung dieses Ortes aus neuer Perspektive.“ Von Keitz sprach in der FWG-Aula für die Projektwerkstatt, in die die Initiativen ArchivKomplex und „Köln kann  auch anders“ Experten und Expertinnen entsandt hatten, die im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung das Konzept „Auf dem Weg zu einem Neuen Waidmarkt“ entwickelt haben. Diese erste künstlerische Intervention sei ein erster Baustein auf dem Weg zum späteren lebenswerten und zukunftsorientierten Stadtraum am Waidmarkt, betonte von Keitz.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker lobte in ihrem Grußwort den „partizipativen Ansatz“ von Observatorium – davon sei sie sehr angetan. Nachdem die Anwohner im Georgsviertel mehr als 15 Jahre lang mit einer offenen Wunde lebten, „wollen wir hier einen Neuanfang wagen.“ Sie habe die Idee der Projektwerkstatt unterstützt, nicht nur für die Zukunft zu planen, sondern schon jetzt die Baustelle am Einsturzort künstlerisch zu bespielen“, sagte Reker. Sie dankte der Projektwerkstatt für ihre Arbeit: „Ihre Vorschläge bilden die Grundlage für eine Umsetzungsstrategie, die im nächsten Jahr in die politische Beratung gehen wird.“

Für das FWG beschrieben Schulleiter Ralf Pommerening und Kunstlehrerin Stefanie Oelke, wie negativ der Einsturzort bisher den Schulalltag geprägt hat: „Das war bisher für uns vor allem Belästigung und Lärm“, sagte Pommerening. Nun werde die Schule sich intensiver mit der Zukunft auseinandersetzen und die Kooperation mit Observatorium eröffne große Chancen: „Das ist doch Ziel des Kunstunterrichts – das genaue Hinsehen, sich Zeit nehmen, sich konzentrieren und dann in der Zeichnung die Erinnerung an diese Auseinandersetzung  festhalten“, sagte Oelke.

Einladung zur Eröffnung am 6.11.2024: