Gedanken zum Ort des ehemaligen Stadtarchivs
von Hans Mörtter
Das Gelände des ehemaligen Stadtarchivs ist ein besonderer geschichtlich aufgeladener Ort. Der bewusste Umgang damit bietet der Stadtgesellschaft eine einmalige Chance auf Versöhnung und Zukunft hin.
In der Kölner Geschichte ist der Waidmarkt immer ein Bruch gewesen zwischen hohem und niederem Köln, zwischen Reich und Arm. Eine Art Grenzlinie zwischen den Menschen der Stadt. 2009 gab es einen neuen katastrophalen Bruch mit dem Einsturz des Gedächtnisses unserer Stadt und dem Tod von drei Menschen. Am Waidmarkt kristallisiert sich damit die Identität unserer Stadt als Ganzes, Zusammen-Gehörendes durch Brüche hindurch, jenseits von Funktionalität und Wirtschaftlichkeit.
Zur Neubebauung und konzentriertem bewussten Gestalten gehört Mut und Weitsicht. Pekuniäres Interesse darf hier keinen Ort haben.
Die heilsame Chance für die Bewusstwerdung der Identität der Stadt liegt in der spürbaren Vergegenwärtigung des Ortes und daraus sich entwickelnd der Blick auf Zukunft der Stadt hin, wodurch Gegenwart als zusammenführendes heilsames Moment erlebbar wird. In diesen Prozess der Heilwerdung, des Verbindens durch die Zeiten hindurch auf Weite hin, sind zusammen mit KünstlerInnen die SchülerInnen von KAS und FWG notwendig einzubinden, in Bewusstwerdung und Sensibilisierung, um aus der Vergangenheit heraus gegenwärtig Zukunft zu eröffnen.
Die einmalige Chance liegt in der versöhnenden Wirkkraft, die durch die untrennbare Trias von Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft an diesem besonderen Ort freigesetzt wird.
5. November 2012
© Hans Mörtter