waschen – polieren – erinnern? von Büro für Erlebnisdesign
Intervention an Bauzaun, veränderliche Schaufenster-Installation mit Marmorfußbodenbruch vom 3. März 2009,
analog-interaktive Performance täglich
22. - 28. Sept. 2012, Waidmarkt 2, Köln
Woran erinnern? Was vergessen? Wer erinnert wen? Mit künstlerischen Mitteln?
Wer will sich (nicht) erinnern, wer sollte – warum? Zu welchem Zweck?
© Bilder No. 3, 4, 5, 12: Beate Gördes
Die dreiteilige Arbeit im öffentlichen Raum markiert erstens eine von Hinterbliebenen und AnwohnerInnen eingerichtete Trauerstätte für die beiden Todesopfer des Archiveinsturzes. Während des Ausstellungszeitraums akzentuiert eine temporäre Hintergrundbespannung aus dunkelblauem Stoff das frei organisierte, nicht-künstlerische Gedenken. Eine Momentaufnahme, die den prozessualen Charakter des Erinnerns beleuchtet: Im Verlauf von dreieinhalb Jahren hat die Anzahl der Beigaben stetig abgenommen, doch wird die Stätte noch fast täglich von Unbekannten gepflegt. Der zweite und dritte Teil intervenieren wenige Meter entfernt, doch räumlich getrennt. Die Separation reflektiert zwei ihrer Schwere nach unvergleichbare Verlusterfahrungen: Während der Tod zweier Unbekannter in der persönlich-privaten Sphäre der Angehörigen verbleibt, betrifft der Schaden am überlieferten Kulturgut das Gemeinwesen und findet entsprechend stärkere öffentliche Beachtung. |
Eine fortlaufend veränderte Installation im Schaufenster eines Kiosks zeigt die letzten Reste des einstmals wuchtigen Archivgebäudes – Bruchstücke des Marmorbodens im früheren Erdgeschossfoyer. Marmor, traditionelles Material für Gedenksteine, tritt hier als Bauschutt in Erscheinung, der durch tiefe Schrammen und eine dicke Zementstaubschicht vom Einsturz spricht. Die Fragmente werden von einem Performer täglich von 15 bis 18 Uhr gereinigt und poliert, jeweils ein Stück pro Stunde, und anschließend im Schaufenster ästhetisch aufgewertet präsentiert. Während dieser Tätigkeit steht der Performer den PassantInnen, KundInnen und BesucherInnen als analog-interaktiver Gesprächspartner zur Verfügung. Die prozesshafte und konstruierende Natur der Erinnerung wird im Dialog gleichermaßen thematisiert wie aktualisiert. |
Herzlichen Dank an Marion Fey, Renate Hohndorf, plan12 – Architektur Biennale Köln und das Historische Archiv der Stadt Köln